Zum Inhalt springen

Lernen aus der Geschichte für Gegenwart und Zukunft

Seminarwoche mit Gedenkstättenbesuch & Konferenzsimulation in Bad Kissingen
Die Gruppe posiert vor dem Goethe- und Schillerdenkmal in Weimar.
Datum:
29. Sept. 2025
Von:
Frank Klemm
Die Gruppe sitzt und Tischen und bearbeitet Unterlagen.

Vom 01. bis zum 05. September 2025 fand in der Bildungs- und Begegnungsstätte „Der Heiligenhof“ im Kurort Bad Kissingen eine intensive Seminarwoche unter dem Titel „Lernen aus der Geschichte für Gegenwart und Zukunft“ statt.  Die Veranstaltung brachte junge Menschen, aus Deutschland und Rumänien zusammen und verband historische Bildung mit aktueller Europapolitik.

Zentral standen zwei inhaltliche Säulen: eine mehrtägige Konferenzsimulation zur EU-Sicherheitspolitik mit besonderem Fokus auf die Migrationsproblematik sowie eine Exkursion zur Gedenkstätte Buchenwald und nach Weimar. Beide Programmpunkte boten nicht nur inhaltliche Tiefe, sondern forderten die Auseinandersetzung mit Komplexen Themen - politisch wie auch historisch.

 Die Woche begann mit einer thematischen Einführung in die Idee und Entwicklung der Europäischen Union. In kurzen Impulsreferaten zeichneten wir mithilfe der Politikwissenschaftlerinnen Carolin Gutmüller und Alina Krutsch die Entstehungsgeschichte der EU nach – von ihren Anfängen als Friedensprojekt nach dem Zweiten Weltkrieg über verschiedene Erweiterungsphasen bis hin zu aktuellen politischen Herausforderungen. Im Mittelpunkt standen dabei die Institutionen der EU, ihre Entscheidungsprozesse sowie die Entwicklung der europäischen Integration seit 1945. Diese Einführung, - ebenso wie die  Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart -  bereitete uns gezielt auf die anschließende Konferenzsimulation zur EU-Sicherheits- und Migrationspolitik vor.

In deutsch- rumänischer Partnerarbeit, übernahmen wir die Rolle von Delegierten einzelner Mitgliedstaaten der Europäischen Union. In Gesprächen und Diskussionen erarbeiteten wir mögliche Lösungsansätze der Grenz- und Sicherheitspolitik. Dabei entstanden nicht nur vertiefte Einblicke in unterschiedliche politische Perspektiven, sondern auch persönliche Begegnungen, die uns zeigten, wie europäische Verständigung konkret gelebt werden kann.

Der interkulturelle Austausch mit den rumänischen Schüler*innen prägte dabei auch die inhaltlichen Diskussionen maßgeblich: Unterschiedliche historische Erfahrungen, politische Kontexte und gesellschaftliche Sichtweisen auf die EU bereicherten die Debatten und veränderten mitunter den Blick auf den eigenen politischen Standpunkt.

Der zweite inhaltliche Schwerpunkt der Woche war die Tagesexkursion in die Gedenkstätte Buchenwald und nach Weimar. Der historische Ort steht exemplarisch für das Versagen von Menschlichkeit, Rechtsstaat und Demokratie im 20. Jahrhundert. Zwischen 1937 und 1945 war Buchenwald eines der größten Konzentrationslager auf deutschem Boden. Über 56.000 Menschen wurden dort ermordet – durch Zwangsarbeit, medizinische Experimente, Hunger, Gewalt oder gezielte Tötungen. Auch nach 1945 blieb der Ort ein Symbol politischer Repression: Von 1945 bis 1950 nutzte der sowjetische Geheimdienst das Gelände als sogenanntes „Speziallager Nr. 2“. Über 7.000 Menschen starben auch in diesem Zeitraum unter menschenunwürdigen Bedingungen.

 Durch die intensive Auseinandersetzung mit der Gedenkstätte sowie mit historischen Dokumenten, Fotografien und Überresten der Lagerstruktur wurde deutlich, mit welcher Systematik Menschenrechte außer Kraft gesetzt wurden. Diese Erfahrungen wirkten nach – nicht nur emotional, sondern auch in der politischen Haltung. Der Besuch machte unmissverständlich klar: Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit sind keine abstrakten Begriffe, sondern das Fundament eines friedlichen, demokratischen Europas. Die Auseinandersetzung mit den Verbrechen des NS-Staates und der anschließenden Repression in der Nachkriegszeit führt vor Augen, wie zerbrechlich Freiheit und Menschenwürde sein können – und wie notwendig es ist, sie aktiv zu schützen.

In einer abschließenden Reflexionsrunde vor der Abreise am Freitag setzten wir uns noch einmal gemeinsam mit historischer Verantwortung und internationaler Zusammenarbeit auseinander. Wir ließen die Eindrücke und Erkenntnisse der Woche Revue passieren. Besonders deutlich wurde dabei, wie wertvoll der Austausch mit der rumänischen Partnerschule war. Trotz sprachlicher Unterschiede entstand nicht nur eine produktive Zusammenarbeit, sondern unter anderem auch ein persönlicher Kontaktaufbau.  

Zusammenfassend wurde in dieser Woche deutlich, wie wichtig Perspektivwechsel, fundiertes Wissen und kritisches Denken für ein tieferes Verständnis aktueller Herausforderungen sind. An dieser Stelle möchte ich mich im Namen aller Teilnehmenden herzlich bei Herrn Schumacher und Herrn Effgen bedanken, die durch ihr Engagement und ihre Organisation diese eindrucksvolle Seminarwoche sowie die daraus gewonnenen Erkenntnisse überhaupt möglich gemacht haben.